Geduldig im Schatten


Beheimatet in den dunklen Tannenwälder hat sich die Weisstanne darauf spezialisiert, als kleiner Sämling mit minimalsten Lichtverhältnissen zurecht zu kommen: Fünf Prozent Tageslichteinfall reichen bereits zum überleben und wachsen. Wird auch dieser bescheidene Lichtanspruch nicht gedeckt, stirbt die junge Pflanze nicht, sondern stellt einfach ihr Wachstum ein und wartet. Sobald sich eine Lücke auftut, etwa wenn ein alter Baum umstürzt, und das lebensspendende Licht das Bäumchen erreicht, erwachte es aus seinem Schattenschlaf und strebt rasch in die Höhe.

Auf diese Weise sichern die Sämlinge im schattigen Tannenwald nicht nur ihr Überleben sondern auch die stete Erneuerung des Waldes.

Stark im Sturm

Die Weisstanne ist ein Pfahlwurzler. Das bedeutet, dass ihre Wurzeln zu Beginn bis drei Meter tief senkrecht in den Boden wachsen. Erst jetzt beginnt das Wurzelsystem sich ähnlich wie eine Baumkrone zu verzweigen, und kann unterirdisch sogar die Ausdehnung des Baumes übertreffen. Diese Art, sich fest und solide im Untergrund zu verankern führt zu einer hohen Standfestigkeit, was die Weisstanne in Stürmen bestehen lässt, welche die anderen Baumarten entwurzeln und zu Fall bringen. Auch in steilem Gelände und an Berghängen ist dieser feste Stand ein Vorteil.

Weisstanne und Rottanne

Auf den allerersten Blick ähneln sich Weiss- und Rottanne in Aussehen und Grösse. Beide Baumarten haben grüne, kurze Nadeln und können ein Alter von 600 Jahren erreichen. Beim näheren Hinsehen zeigen sich jedoch zahlreiche Unterschiede: Die Nadeln der Weisstanne wachsen flach in einer Ebene am Zweig und sind unten weiss, die Nadeln der Rottanne hingegen wachsen rund um den Ast herum. Die Zapfen der Weisstanne wachsen kerzenartig vorne an den Zweigen, während die der Rottanne an den Ästen herunterhängen. Auch lässt die Weisstanne ihre Zapfen nicht fallen, vielmehr lösen sich die Schuppen einzeln und segeln zu Boden, bis sich der ganze Zapfen aufgelöst hat.

Alter: 600 Jahre
Höhe: bis über 60 Meter
Wurzeln: Pfahlwurzler

Besonderheit: Überlebenstaktik Schattenschlaf: Auch mit extrem wenig Licht kann die Weisstanne auskommen und ausharren. Das Wurzelsystem geht tief und lässt die Weisstanne den stärksten Stürmen standhalten. Zudem scheint die Weisstanne besonders schmackhaft zu sein: Hirsche und Rehe fressen lieber an ihren Schösslingen, als an denjenigen der Rottanne.

Symbolik

In der Symbolik und auch in der Heilkunde wird oft nicht zwischen Weiss- und Rottanne unterschieden. Die Tanne steht wie als immergrüner Nadelbaum für das ewige Leben, die Beständigkeit und die Treue. Hildegard von Bingen beschrieb im Mittelalter die heilenden Kräfte des Tannenharzes. Zur Weihnachtszeit erfreuen sich die Menschen am Duft der frischen Tannenzweige in der Stube.

Geburtstag und Horoskope

Die Weisstanne ist ein Winterbaum. Menschen mit Geburtstagen im Dezember, Januar und Februar sind der Weisstanne besonders nahe.

Im keltischen Baumhoroskop wird der Tanne die Zeit vom 2. bis zum 11. Januar und vom 7. bis zum 14. Juli zugeschrieben.